Die Haustierfarm im Leipziger Wildpark

Es geht uns allen so: Als Gestalter:innen sehen wir täglich Dinge, die uns stutzen lassen. Warum ist die Typo so unausgeglichen? Wo bleibt der Weißraum? Warum diese Informationsflut? Oder umgekehrt: Wo finde ich denn die wichtigen Informationen?

Doch statt nur zu meckern, wird es hier und jetzt konkret. In dieser Rubrik nehme ich mir (un-)regelmäßig Gestaltung vor, die mich stört – und zeige, wie ich es anders machen würde. Weil gute Gestaltung kein Zufall ist – und schlechte auch nicht.

An einem der ersten sonnigen Herbsttage spazierte ich mit meiner Freundin, ihrer Nichte und der Mini-Nichte durch den Wildpark im Leipziger Auwald. Und dann sah ich sie: die Übersichtskarte der Haustierfarm. Zweckmäßig? Ja. Einladend? Mitnichten.

„Sach ma, hatten wir nicht noch irgendwo die CD-ROMs mit den Clip Arts rumliegen?“

Was mich stört? Die Karte wirkt wie eine Clip-Art-Schlacht in den 90ern. Die Typografie ist altbacken, die Illustrationen zusammengewürfelt und die visuelle Hierarchie? Nicht vorhanden. Statt Lust auf Entdeckung zu machen, wirkt sie wie ein Pflichtprogramm. Dabei soll eine solche Karte doch einladen, neugierig machen, den Besuchern – besonders den Kleinen – die Vorfreude steigern!

Ich weiß, nicht jeder hat das Budget für eine:n Illustrator:in.
Aber: Gute Gestaltung braucht Geduld, Recherche und den Willen, es besser zu machen. Hier wirken die Elemente, als wären sie aus fünf verschiedenen Clip-Art-Sammlungen zusammenkopiert. Die Bäume haben komplett unterschiedliche Stile. Und die Ente? Die ist mit Wasser voll gelaufen. Die Display-Type? Altbacken und schwer lesbar. Warum diese Kontur um die Schrift und was sind das für Anführungszeichen?

Genug gemeckert – ran an den Speck!

Ich wollte sowieso mal wieder eine Karte gestalten – und die restlichen Herbsttage luden nicht gerade zum Draußensein ein. Also: Moodboard anlegen, Farbwelt festlegen, Tiere suchen, die zum Stil passen und zum Schmunzeln bringen. Mein Ziel? Eine Karte, die Kinder anspricht, Eltern überzeugt und Lust auf den Besuch macht.

Wie ich dieses Projekt umsetze:

  • Affinity Designer ist mein Werkzeug der Wahl. Warum? Weil es vektorbasiertes Arbeiten mit Pixelebenen kombiniert – perfekt für Illustrationen mit Textur.
  • True Grit Texture Supply-Pinsel sind für mich unverzichtbar. Sie geben der Karte Charme und Tiefe, ohne dass ich stundenlang von Hand schraffieren muss.
  • Illustrationen: Ich habe eine Bibliothek an Tieren gekauft, die zusammenpassen und die tierischen Bewohner der Farm abdecken. AI-Dateien, aber in Affinity Designer bearbeitet – damit sie perfekt in den Stil passen.
  • Typografie: Die Bowlby One von Google als Display-Type – fett, grafisch, einladend. Die Infos in DIN Condensed, damit sie lesbar bleiben, ohne die Optik zu schwer zu machen.
  • die Magie zum Schluss: Mit Pinseln und Schattierungen Leben in die Karte bringen – so, dass sie nicht nur informiert, sondern zum Entdecken einlädt.

Meine gestalterische Philosophie: Gute Gestaltung ist kein Zufall. Sie braucht Zeit, Recherche und den Mut, Dinge anders zu machen. Eine Karte wie diese soll nicht nur informieren, sondern emotional ansprechen. Sie soll einladen, neugierig machen, den Besuchern – besonders den Kleinen – die Vorfreude steigern.

Hier noch ein kleiner Einblick, wie der Weg zur neuen Karte aussah:

Was mache ich mit dem Ergebnis?

Die Druckdaten im Format A1 gibt’s als Geschenk an die Haustierfarm. Vielleicht hängt sie bald dort – oder dient zumindest als Beispiel dafür, wie gute Gestaltung funktionieren kann.

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